Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) forscht das Institut für Kraftfahrzeuge (ika) an der Frage, wie wir in kommenden Jahrzehnten Autofahren werden. Dazu wird in den kommenden zwei Jahren eine „Zeitmaschine“ errichtet, welche interdisziplinären Forscherteams einen Blick in die Zukunft ermöglicht.
Die Steigerung von Sicherheit und Effizienz der individuellen Mobilität stellt die zentrale gesellschaftliche Zielsetzung hinsichtlich der Gestaltung zukünftiger Fahrzeugkonzepte und -systeme dar. Die Zahl der Verkehrstoten ist trotz zahlreicher Innovationen nach wie vor inakzeptabel hoch. Gleichzeitig müssen der Energiebedarf der Fahrzeuge und die Emissionen der Fahrzeuge signifikant gesenkt werden. Insbesondere die Elektromobilität bietet diesbezüglich zahlreiche Chancen, wirft aber ebenso viele Fragen auf, die es durch eine zielgerichtete interdisziplinäre Forschung zu beantworten gilt.
Aufgrund der vielfältigen existierenden Anforderungen ist das Kraftfahrzeug schon heute eines der komplexesten technischen Produkte. Aktuelle Fahrzeuge verfügen über vielfältige Fahrerassistenzsysteme, deren Funktion und Interaktion den Normalfahrer zumindest im Erstkontakt überfordern können. Daher stellt die Integration von Funktion und Interaktion eine wesentliche Zielsetzung dar, um den Fahrer nicht mit der technischen Komplexität der vielfältigen Systeme zu konfrontieren, sondern durch intuitiv verständliche Assistenz und Automatisierung wirkungsvoll zu unterstützen und damit zu entlasten.
Dabei bietet die Elektromobilität vielfältige Chancen. Durch das individuelle Antreiben und Bremsen einzelner Räder lässt sich eine neue Qualität des Fahrens darstellen: Wenden und Parkieren auf engstem Raum lassen sich mit der Agilität und Dynamik eines Go-Karts vereinen, ohne störenden Lärm und lokale Emissionen.
Um diesen Forschungsfragen nachzugehen, startet das Institut für Kraftfahrzeuge (ika) der RWTH Aachen das Projekt „Forschungsumgebung für Automobile Konzepte 20++ (FAKT 20++)“. Professor Eckstein geht mit seinen Wissenschaftlern und Kollegen aus anderen Disziplinen ganz grundsätzlich der Frage nach, wie wir in Zukunft individuell mobil sein werden. Dabei ist vorstellbar, dass die Führung des Fahrzeugs in Teilen oder sogar vollständig vom Automobil übernommen werden kann.
Als wichtigstes Werkzeug für diese Forschungsarbeiten wird in den kommenden zwei Jahren an der RWTH Aachen ein hochdynamischer Fahrsimulator entstehen. Dieser ermöglicht die realistische Abbildung des Fahrverhaltens bis in den fahrdynamischen Grenzbereich. Nur so können valide Aussagen über die Sicherheit, Effizienz und Akzeptanz innovativer Fahrzeugkonzepte und Funktionen erlebbar und damit objektiv bewertbar gemacht werden. Besonders aus den neuen Gestaltungspotentialen, die elektrische Antriebe in Verbindung mit innovativen Fahrwerksystemen bieten, ergeben sich Fragestellungen, die neben technischen auch psychologische und juristische Aspekte umfassen. Schließlich muss der Fahrer auch mögliche Fehler und deren fahrdynamische Auswirkungen beherrschen können.
Als Bestandteil der Hightech-Strategie der Bundesregierung fördert das BMBF gegenwärtig mit rund 500 Millionen Euro Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Elektromobilität. Diese konzentrieren sich, wie auch der neue Simulator, auf die zentralen Herausforderungen bei der Entwicklung von konkurrenzfähigen Elektrofahrzeugen: Den intelligenten und effizienten Umgang mit der begrenzt verfügbaren elektrischen Energie und die funktionale Sicherheit von Bauelementen und Systemen. Mit neuen Fahrzeugkonzepten sollen in Zukunft Kosten- und Fahreigenschaften erreicht werden, die den konventionellen vergleichbar werden. Für Deutschland ist die Elektromobilität zugleich Chance und Herausforderung, seine Spitzenposition als Industrie-, Wissenschafts- und Technologiestandort zu sichern und weiter auszubauen.
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