Montag, 01. Oktober 2018 · 1254 Wörter · 8838 Zeichen

So sieht die Mobilität von morgen aus

Die RWTH Aachen und ihre Partner zeigen einen Blick in die Zukunft

Elektrische Carver, heliumgefüllte Flieger, schlaue Parkplätze, sehende Straßenleuchten, vernetzte Ampeln und automatisierte E-Fahrzeuge. Die RWTH Aachen und ihre Partner präsentierten heute auf dem Aldenhoven Testing Center ihre geballte Kompetenz und Kreativität. 58 Aussteller boten einen spannenden Blick in die Zukunft der Mobilität. Dabei ging es neben futuristischen Fahrzeugen vor allem um ganz handfeste, fundierte Lösungen. Anlass war die Eröffnung von CERMcity, einer neuen Testumgebung für die Entwicklung und Erprobung der vernetzten und automatisierten Mobilität in der Stadt.

Viele sprechen über die Mobilität von morgen, hier entsteht sie. Und damit sie entstehen kann, braucht man neben vielen klugen Köpfen vor allem auch gute Werkzeuge. Ein solches, herausragendes Werkzeug wurde heute in Aldenhoven eröffnet. Dort betreibt die RWTH Aachen im Joint Venture mit dem Kreis Düren seit 2009 das Aldenhoven Testing Center. Es ist ein großes Freiluftlabor, einzigartig in seiner Ausstattung und nun mal wieder der Zeit voraus. Dank der Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) konnte mit CERMcity in den letzten sechs Monaten eine einzigartige Stadtumgebung gebaut werden. Sie bietet Kreuzungen, Parkbereiche, Haltestellen, Kreisverkehre, Zebrastreifen und Häuserfronten. Alles ist vernetzt und kommuniziert miteinander. Thomas Rachel, parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, war dann auch sichtlich beeindruckt: „Wir kennen die oft hektische und unübersichtliche Verkehrslage in Stadtzentren und leider gibt es immer wieder Unfälle beim Aufeinandertreffen von Fahrzeugen, Radfahrern und Fußgängern. Das wollen wir mit autonomen Fahrzeugen verbessern, die aber sicher funktionieren müssen. Es gibt da gute Entwicklungen, die aber noch ausgiebig unter realen Bedingungen erprobt werden müssen. Deswegen haben wir die deutschlandweit einmalige CERMcity errichtet, die den Großstadtverkehr mit fahrerlosen Fahrzeugen sicherer machen wird.“

Ebenfalls einen Blick in die Zukunft hat NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst gewagt. „CERMcity zeigt, wie NRW bei Innovationen ganz vorne mit dabei sein kann“, sagte er. „Nur so werden wir zur Modellregion für Mobilität 4.0. In unserem Land sollen neue Technologien entwickelt, getestet und am besten auch produziert werden. Dazu gehören intelligente Verkehrsführung, moderne Mobilitätskonzepte und autonomes Fahren. “ Sein Ministerkollege Prof. Andreas Pinkwart, unter anderem zuständig für Innovationen und Digitalisierung im Land, gab den Gästen per Video mit auf den Weg: „CERMcity ist ein großartiges Projekt für die Gestaltung der Mobilität der Zukunft in unseren Städten mit Hilfe modernster Technologien und des digitalen Fortschritts. Wenn wir Verbesserungen im Verkehr auch durch Intermodalität vorantreiben wollen, dann müssen wir diese Technologien so realistisch wie möglich erproben. Es ist deshalb ein tolles Signal, dass die RWTH Aachen und die Region Aldenhoven hieran maßgeblich mitwirken.“

Für RWTH-Professor Lutz Eckstein ist klar, dass die Gestaltung der Mobilität von morgen nur gemeinsam gelingen kann. Seit fast zehn Jahren entwickelt die RWTH Aachen mit dem Kreis Düren das Aldenhoven Testing Center stetig weiter. „Im Future Mobility Center der RWTH Aachen verknüpfen wir die vielfältigen Kompetenzen aller Fakultäten, um sowohl die Forschungsinfrastruktur auf dem Campus Aldenhoven, aber auch die Lehre und Forschung zur zukünftigen Mobilität aktiv voran zu treiben“, so Eckstein. Das Future Mobility Center ist aus der Exzellenzinitiative der RWTH Aachen hervorgegangen und initiiert wegweisende Projekte, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen an den großen und oft komplexen Herausforderungen arbeiten, die es auf dem Weg zu einer nachhaltigen und sicheren Mobilität zu lösen gilt.

Neben der Elektrifizierung und Automatisierung ist es vor allem auch die Vernetzung, die innovative Lösungen ermöglicht. „Technologie kann Leben retten. Deshalb lohnt es sich neue Technologien schnell und branchenübergreifend in den Alltag zu bringen. Eine starke Infrastruktur ist dafür die Basis.“ erläutert Hannes Ametsreiter, der Chef von Vodafone Deutschland, und begründet so, warum auch Vodafone sich in Aldenhoven engagiert. Hier wird einer der ersten Orte in Deutschland sein, an dem der neue Mobilfunkstandard 5G funken wird. Weil dieser die Mobilität von morgen entscheidend verbessern kann.

Nachhaltig beeindruckt und bestens informiert verließen die über 350 Teilnehmer das Aldenhoven Testing Center. Der Blick in die Zukunft war vielversprechend. Gleichzeitig hat er gezeigt, dass der Weg zur Mobilität von morgen vielfältige Lösungen in großen und kleinen Schritten erfordert. Mit CERMcity gibt es nun aber ein wichtiges, wenn nicht sogar entscheidendes Werkzeug mehr – um schnell gute Lösungen zu finden für mehr Sicherheit und Effizienz bei allen Formen des Transports, ohne Risiken im öffentlichen Straßenverkehr zu verursachen.

Das Vorhaben CERMcity wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt rund 3,3 Millionen Euro gefördert. Die RWTH Aachen koordiniert das Gesamtvorhaben mit Beteiligung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, der FH Aachen, des TÜV Rheinland sowie der Firmen BASELABS und Silicon Radar. Die Projektsteuerung und Anforderungsermittlung wurden vom Beratungsunternehmen Drees & Sommer unterstützt, die Generalplanung übernahm das Ingenieurbüro Büro IngenAix. Die Tiefbauarbeiten wurden vom Bauunternehmen A. Frauenrath ausgeführt, die technische Ausstattung von Schaltanlagenbau Gormanns.

 

Fakten zur CERMcity

  • CERM: Center for European Research on Mobility
  • 3,3 Mio. Euro Projektbudget, davon 80 % finanziert durch das BMBF
  • 6 Monate Anforderungsanalyse, 12 Monate Planung, 6 Monate Bauzeit
  • 114 Experten aus über 40 Organisationen im Projektbeirat
  • 50.000 m² bisher ungenutzte Fläche bebaut, dazu rund 24.000 m³ Material bewegt (was etwa 2.700 Lkw-Ladungen entspricht)
  • 1.470 m neue Strecken mit einer Fläche von 18.500 m²
  • 4.000 m Kabel neu verlegt, mit 90 Steckdosen und 300 Netzwerkports angeschlossen
  • Über 10.000 geschriebene E-Mails und vermutlich ähnliche viele getrunkene Tassen Kaffee

Beteiligte Institutionen und Unternehmen

  • Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bonn/Berlin
  • Projektträger: VDI/VDE-IT, Berlin
  • Bauherrin: RWTH Aachen
  • Genehmigungsbehörde: Kreis Düren
  • Projektsteuerung: Drees & Sommer Infra Consult, Köln
  • Generalplaner: IngenAix, Aachen
  • Vermesser: Vorholz & Dr. Wüller, Aachen
  • Bodengutachter: HYDR.O Geologen und Ingenieure, Aachen
  • Schallgutachten: BeSB Schalltechnisches Büro, Berlin
  • Asphaltüberwachung: Institut für Straßenwesen, Aachen
  • Tief- und Straßenbau: A. Frauenrath Bauunternehmen, Heinsberg
  • Technische Anlagen: Schaltanlagenbau Gormanns, Mönchengladbach
  • Lichtsignalanlagen: Siemens Mobility, Essen und Swarco Traffic Systems, Unterensingen
  • Netzwerkkomponenten: Cisco, San José

Fakten zum Aldenhoven Testing Center

  • Entwicklungsschritte
    • 2009: Bau der Fahrdynamikfläche
    • 2011: Gründung der Aldenhoven Testing Center GmbH durch die RWTH Aachen und den Kreis Düren
    • 2014: Eröffnung des zweiten Bauabschnitts (Oval etc.)
    • 2016: Eröffnung der RWTH-Forschungskreuzung
    • 2017: Eröffnung des Vodafone 5G Mobility Labs
    • 2018: Eröffnung von CERMcity
    • 2019: Errichtung eines neuen Kundengebäudes
  • Heute 12 Streckenelemente auf 400.000 m² (40 ha)
    • Oval, Schlechtwegstrecke, Fahrdynamikfläche, Kreuzungen, Multifunktionsfläche, Geraden, Parkbereich, Bremsenstrecke, Handlingkurs, Steigungshügel, Autobahn
  • Digitales Testfeld
    • Mobilfunk (4G/5G)
    • WLAN (802.11n/p)
    • 20 Gigabit-Breitbandanschluss
    • V2X-Lichtsignalanlagen
    • Galileo automotiveGATE
  • Öffentlich geförderte, neutrale Anlage, deren Strecken und Einrichtungen von jedem Unternehmen angemietet werden können
  • Nutzer: Fahrzeugzulieferer, Fahrzeughersteller, F&E-Dienstleister, Hochschulen & Forschungseinrichtungen

Über das Institut für Kraftfahrzeuge (ika) der RWTH Aachen University

Das Institut für Kraftfahrzeuge (ika) beforscht unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Lutz Eckstein das Gesamtfahrzeug einschließlich seiner Systeme und deren Wechselwirkungen. Von der Idee über innovative Komponenten- und Systemkonzepte bis hin zum Fahrzeugprototypen gestalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Institutes das Fahrzeug der Zukunft. Das ika leistet sowohl in öffentlichen Projekten als auch in Kooperation mit Automobilherstellern und -zulieferern einen anerkannten Beitrag zur Lösung der aktuellen Herausforderungen.

Grundlage der intensiven Forschungsarbeiten für große Teile der Automobilindustrie sowie öffentliche Fördermittelgeber auf EU-, Bundes- und Landesebene stellt die umfangreiche Infrastruktur des ika dar, welche von Antriebs-, Batterie-, Fahrwerks- und Reifenprüfständen über akustische, thermodynamische und servo-hydraulische Prüfeinrichtungen bis hin zu einer Gesamtfahrzeug-Crashanlage sowie Teststrecken einschließlich modernster Messtechnik reicht. Hinzu kommt eine aktuelle Soft- und Hardwareausstattung für alle erforderlichen Simulationsdisziplinen. Das ika beschäftigt mehr als 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 100 studentische Hilfskräfte. Zusätzlich entstehen jährlich ca. 200 studentische Arbeiten im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten.


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